Theaterspielen mit Körper, Seele und Geist

Theater Szenario vom Pamina Schulzentrum feiert sein 20jähriges Jubiläum.

Ben Hergl, Gründungsmitglied und Schauspieler von Chawwerusch Theater leitet als Theaterlehrer seit 20 Jahren das Theater Szenario am Pamina-Schulzentrum. Patrick Borchardt, ein ehemaliges Szenario Mitglied, führte ein Interview mit ihm. Patrick ist inzwischen selbst Schauspieler und Regisseur.


Wie kamst du als Theaterpädagoge vor 20 Jahren an das Pamina Schulzentrum?
Anlass war eine Einladung von dem damaligen Schulleiter Herrn Lothar Bade. Er war interessiert Theater als Angebot an der Schule zu etablieren. Das Gymnasium war gerade im Aufbau. Darstellendes Spiel als Unterrichtsfach gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Was ist dir von Anfang an wichtig in deiner Arbeit?
Ich möchte die Jugendlichen für Theater begeistern. Als Schüler spielte ich im Gymnasium am Kaiserdom in Speyer den Möbius aus Dürrematts Physiker. Die Bilder dieser Aufführungen habe ich noch heute im Kopf. Sicherlich mit einer der Gründe, dass ich heute Schauspieler und Regisseur bin.

Erarbeitung des Theaterstücks: Ziel der AG ist es für mich, innerhalb eines Schuljahres ein Theaterstück zu produzieren, das öffentlich gezeigt wird. Ziel einer jeden künstlerischen Arbeit ist die Präsentation vor Publikum. Wichtig sind immer auch die Schulvorstellungen.

Wo führt Ihr eure Stücke auf?
Da die Schule über keine geeigneten Räumlichkeiten für Theater verfügt, werden die Theaterstücke im Chawwerusch Theatersaal aufgeführt. Das hat den Vorteil, dass wir dort über professionelle Technik verfügen. Zu jedem guten Theaterstück gehört ein überzeugendes Bühnenbild, das in einem theateraffinen Raum präsentiert werden will. Und passende Kostüme. Weiter hat sich so die gute Kooperation mit der Schule mit dem Cawwerusch Theater nachhaltig entwickelt.



Was ist er Unterschied zum normalen Unterricht?

Die Struktur der AG ist für die Theaterarbeit ideal: es gibt keine Noten und die Teilnahme ist freiwillig. Es geht nicht um Pauken und Arbeiten schreiben, sondern um ganzheitliches, gemeinschaftliches Lernen. Die Jugendlichen können hier ihre Hoffnungen, Ideen, Wünsche einbringen und sich und ihre Mitspieler/innen einmal ganz anders erleben: sie schlüpfen in fremde Rollen, erzählen Geschichten auf der Bühne, die beides sein können, ganz nah an ihnen selbst oder spannend weit weg vom eigenen Alltag. In der Probezeit arbeiten wir dann daran, dass dies dem Publikum authentisch erzählt wird. Das übt eine große Faszination aus. Für die Jugendlichen, wie für‘s Publikum.


Alle Stücke im Überblick:
1999: Das besondere Leben der Hilletje Jans, Ad de Bond
2000:
Romeo und Julia, eigene Bearbeitung
2001:
Im Park, eigene Bearbeitung
2002:
Lysistrata, Aristophanes
2003:
Der Weltuntergang, Jura Soyfer
2004:
Frühlings Erwachen, Frank Wedekind
2005:
Unter Verdacht, frei nach Carol Oates
2006:
Europapa, Produktion mit „Les Autres“ aus dem Elsass
2007:
Die neuen Leiden des jungen W., Ulrich Plenzdorf
2007:
norway. Today, Igor Bauersima
2008:
Nachtschwärmer, Thomas Oberender
2009 Prima Klima - Ein Musiktheaterstück
2010 Der gute Mensch von Sezuan
2011 Taco - Das Musical
2012 Winner and Loser
2013 Krabat
2014 Iphigenie Königskind
2015 Homevideo
2016 Yvonne, die Burgunderprinzessin
2017 Die Geierwally
2018 Carpe Diem

Wie der Überblick der Stücke zeigt, habt ihr ja einen großen Bogen geschlagen: von den alten Griechen bis heute: fast 2500 Jahre Theatergeschichte. Wie kommt das?
Ich habe immer wieder Stücke oder Stoffe gesucht, die einen Platz im Leben der Jugendlichen und damit auch gesellschaftspolitische Relevanz hatten. So haben wir im letzten Schuljahr aus dem Film „Club der toten Dichter“ ein eigenes heutiges Bühnenstück konzipiert und den zwanzig Jahre alten Stoff unter dem Titel „Carpe Diem“- was so viel bedeutet wie pflücke den Tag- sehr erfolgreich aufgeführt.


Ihr werdet immer wieder zu den Landesschultheatertagen eingeladen oder ward auch schon mal beim Schultheater der Länder als Vertreter von Rheinland-Pfalz.
Ja, diese Festivals sind immer ein besonderes Highlight für die Gruppe und sicher auch ein Qualitätsbeweis. Theater Szenario war sogar 2016 in Erfurt auf dem Schultheatertreffen der Länder als Vertretung von Rheinland-Pfalz dabei. Ein Imagegewinnfür das Pamina Schulzentrum.

Zwanzig Jahre machst du das jetzt schon: Was ist Deine Motivation oder was treibt Dich an bei Deiner Theaterarbeit mit den Jugendlichen?Es freut mich, dass einige meiner Szenarios sich dem Theater verschrieben haben. Eine wurde Gewandmeisterin. Ein Anderer ist an einer Musicalschule und hat in diesem Jahr beim Bundeswettbewerb Gesang den ersten Platz in der Kategorie Chanson gewonnen. Weitere haben den Berufsweg als Schauspieler, Regisseur oder Kostümbild eingeschlagen.


Wir danken dir für das Gespräch und wünschen Theater Szenario weiterhin viel Erfolg.
Ich möchte mich herzlich für die gute Zusammenarbeit mit dem Pamina Schulzentrum und dem Direktor Herr Lietzmann bedanken.

 

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